Herr Schindzielorz, die ersten drei Spiele der neuen Bundesliga-Saison sind nun absolviert. Thomas Reis hat eine Mannschaft gesehen, die „zwei Gesichter gezeigt hat“. Wie bewerten Sie den Saisonstart?
Uns war im Vorfeld bewusst, dass es nicht einfach wird. Es war natürlich extrem bitter, dass wir gleich in unserem ersten Spiel in Wolfsburg einen maximal unglücklichen Start erwischt haben. Doch die Mannschaft hat nicht zurückgesteckt, sondern gekämpft. Sie hat das auf den Platz gebracht, was wir sehen wollen: eine kämpferische Mannschaftsleistung. Noch dazu in Unterzahl. Gegen Mainz konnten wir dann nicht nur die kämpferischen Elemente auf den Platz bringen, sondern auch die spielerischen. Das Team hat sich mit drei Zähler dafür belohnt. In Köln haben wir wieder deutlich gesehen, dass man in der Bundesliga ab der ersten Minute vollkommen konzentriert sein muss und die eigenen Chancen, die man bekommt, konsequenter nutzen sollte. Daran arbeiten wir. Die Bundesliga ist für uns eine große Herausforderung, die wir als Gemeinschaft meistern wollen.
Anfang Juli 2021 hatten Sie gegenüber RevierSport gesagt, dass Sie den Kader stellenweise verkleinern möchten. Mit einem 30-Mann-Kader liegt der VfL Bochum im ligaweiten Vergleich im oberen Bereich. Sehen Sie Ihr Ziel als erfüllt an oder hätte es noch der ein oder andere Abgang mehr sein können?
Die durchschnittliche Kadergröße liegt in der Bundesliga bei 29,1 Spielern. Sieben Vereine stellen einen größeren Kader. Bereits seit ein paar Jahren hat der VfL keine U23 mehr, aus diesem Grund ist es normal, dass unser Kader etwas größer ist. Zudem gehört es zu unserer Philosophie, dass wir auch immer junge Talente aus dem eigenen Nachwuchs dazu holen. Zudem sieht man aktuell, dass immer wieder Spieler nicht zur Verfügung stehen und es nur selten der Fall ist, dass alle Akteure fit und im Mannschaftstraining sind. Vor zwei Jahren hat Union Berlin mit einem größeren Kader als Aufsteiger den Klassenerhalt in der Bundesliga geschafft. Es ist eine Frage der Organisation.
Tom Weilandts sportliche Perspektive sieht beim VfL Bochum nicht gut aus. In der Zweiten Liga hat er in der Vorsaison keine Minute gespielt, im Sommer-Trainingslager war er aus sportlichen Gründen nicht mit dabei. Wieso hat es mit einem Abgang nicht geklappt?
Thomas Reis und ich haben ihm bereits vor einigen Wochen unsere Sichtweise auf die Dinge mitgeteilt. Bei einem Transfer müssen sich die Vorstellungen des Spielers, des abgebenden und des aufnehmenden Vereins decken. Das war hier nicht der Fall. Tom hat einen gültigen Arbeitsvertrag, also ist er Bestandteil des Kaders.
Auch bei Silvère Ganvoula wäre ein Sommerabgang denkbar gewesen. In seinem vorletzten Vertragsjahr hätte er bei einem Marktwert von einer Million Euro zumindest auf dem Papier etwas Geld in die klammen Kassen spülen können. War ein Verkauf Thema?
Für Silvère gab es einige Anfragen aus dem In- und Ausland. Allerdings gab es auch hier keine Konstellation, die alle Parteien zufrieden gestellt hat. Während der Transferphase gibt es viele Diskussionen und Spekulationen rund um den Kader. Mit dem 31. August ist das beendet. Der Kader steht, wir arbeiten gemeinsam am großen Ziel. Jeder ist gefragt, seinen Beitrag zu leisten.
In der Summe haben Sie den Kader verbreitert und auf vielen Positionen den Konkurrenzkampf weiter angefacht. Also unter dem Strich zusammengefasst: Wie zufrieden sind Sie mit der zurückliegenden Transferperiode?
Wir haben vor der Saison klar definiert, wie unsere Verstärkung aussehen soll. Wir wollten im Zentrum die Grundstabilität erhöhen und uns so aufstellen, dass wir verschiedene Komponenten im Spiel bedienen können. Wir haben Geschwindigkeit, Robustheit und Spielstärke im Kader. Darüber hinaus war uns wichtig, dass wir Spieler dazu holen, die die Bundesliga kennen und Erfahrungen haben. Das ist uns gelungen. Wir haben die Qualität im Kader erhöht und Positionen mehrfach besetzt. Keiner soll sich ausruhen können, damit die Trainingsqualität und das Niveau hoch sind. Der Erfolg beim VfL hängt nicht von einem einzelnen Transfer ab. Wir müssen als Gemeinschaft funktionieren – auf und neben dem Platz.